Die Welt des Ausdauersports hat natürlich mehr zu bieten hat als Schwimmen, Radfahren und Laufen und den Wettkampf gegen andere, daher gibt es nun auch mal einen sportlichen Bericht fern des triathletischen Wettkampfgeschehens: Das Projekt „Mont Blanc – nonstop“.
Die beiden PSV Athleten Vincent Richrath und Sebastian Weitzel hatten sich schon vor längerer Zeit die Idee in den Kopf gesetzt, den höchsten Berg der Alpen vom Tal bis zum Gipfel ohne fremde Hilfe und an einem Stück auf- und abzusteigen.
In Zahlen bedeutet das: 38km Distanz, ca. 4000 Höhenmeter, 4810 müM Zielhöhe, 45°C Temperaturunterschied.
Je näher der Stichtag rückte umso mehr Respekt flößten diese Zahlen den beiden ein, aber unsere Aspiranten konnten auf eine langfristige und solide Vorbereitung zurückblicken, die Anlass zum Optimismus gab: Vincent hatte sich mit einem Marathon-Trainingsplan im Frühjahr und diversen langen Trailläufen in den Münchner Voralpen eine solide Grundlage geschaffen und konnte mit einem 8. Platz beim Zugspitz Ultratrail seine starke Form unter Beweis stellen. Auch Sebastian hatte natürlich zahlreiche Laufkilo- und Höhenmeter auf dem Konto und konnte bereits auf einige große Westalpentouren im Mai und Juni zurückblicken. Die Form sollte also stimmen, nun kam es nur noch darauf an, die Höhenakklimatisierung so effizient wie möglich zu gestalten, ohne dabei zu starke Ermüdungen zu verursachen.
Nach insgesamt 4 Übernachtungen in Höhen zwischen 2300 und 3100 Metern und ein paar lockeren Wanderungen war es dann so weit: Gipfeltag! Während der Durchschnittsbergsteiger den Mont Blanc in 2 -3 Tagen und mit Hilfe von Seil- und Zahnradbahn bezwingt wollten Vincent und Sebastian am selben Tag zum Nachmittagsbier die Tour hinter sich haben. Das bedeutet eine Gesamtdauer von 10 bis 15 Stunden. Also hieß es früh aufstehen, der Wecker klingelte um 3:00, um 3:30 war das Nutella-Baguette verschlungen, die Schuhe geschnürt und es ging los. Die ersten Stunden führte der Weg – zeitweilig quälend flach – durch endlose Wälder, die sich mit zunehmender Höhe erst zu Busch-, dann zu Gras- und schließlich zu Felslandschaften wandelten. Mit langen Schritten eilten die beiden dem ersten wichtigen Teilstück zu: Dem „Grand Couloir“ und der anschließenden ca. 700 Meter hohen Felsrippe, die den technisch schwierigsten Teil der gewählten Gouter-Route ausmacht. Im Laufschritt war das Couloir gequert und etwas leichte Kletterei später befanden sich beide bereits oben auf dem Grat (3800m).
Nun stand die zweite wichtige Prüfung an: Der lange Schnee- und Eisgrat, der noch einmal 1000 Meter höher führen sollte. Hier war es von Vorteil Steigeisen zu verwenden, um die Gefahr des Abrutschens zu vermindern. Da Vincent noch nie zuvor eine Tour mit Steigeisen gemacht hatte sorgte dieser Moment also noch einmal für Spannung, aber wie erhofft stellte ihn diese Neuerung vor keine nennenswerten Probleme. Von nun an ging es also im ewigen Eis des Mont Blanc über den nicht enden wollenden Grat dem Gipfel zu. Dieser versteckte sich jedoch leider ab ca, 4300 Metern immer wieder in Nebelschwaden und ein kalter Wind zog auf. Also noch mal ne Jacke drüber gezogen, die Handschuhe von dünn auf dick gewechselt und weiter ging es. Ab und zu bremsten Gegenverkehr und Überholmanöver das gleichmäßige Tempo noch etwas aus, aber trotzdem ging es weiter zügig voran. Auf den letzten 200 Höhenmetern – der Wind war mittlerweile eiskalt und sehr stark – wurde das Steigen dann doch langsam zäh, immerhin waren nun bereits über 6 Stunden vergangen, die Kohlenhydrate langsam erschöpft und die Höhe tat ihr Übriges. Egal, zusammenreißen, Atemfrequenz erhöhen, noch mal gut trinken und schon war der Gipfelgrat erreicht. Mit dem Ziel vor Augen fiel es dann auch nicht mehr schwer noch die letzten 10 Minuten Gas zu geben.
Nach ca. 6:50 standen die beiden glücklich auf dem höchsten Punkt!
Jedoch wurde es ohne Bewegung sehr schnell kalt, so dass nach einem kurzen Feiern, einer kleine Stärkung und ein paar Fotos der Rückzug angetreten werden musste. Der Abstieg machte dann wieder richtig Spaß und konnte sehr schnell angegangen werden, aber jeder Gegenanstieg der sich in den Weg stellte, brachte die Oberschenkel zum Brennen, hier merkt man besonders anschaulich wie unterschiedlich die Belastungen von Auf- und Abstieg auf den Körper sind. Ein paar kuriose Begegnungen (von völlig erschöpften Aufsteigern über seiltechnisch überforderte Osteuropäer bis hin zu völlig aus dem Zeitplan gelaufenen Asiaten gab es alles zu sehen) später standen Vincent und Sebastian bereits wieder an der Gouter-Hütte, konnten Steigeisen und dicke Klamotten verstauen und mussten jetzt „nur“ noch 2800 Höhenmeter absteigen. Das klingt nicht nur viel sondern fühlt sich am Ende eine so langen Tour irgendwann auch echt zäh an, aber aufhören ist am Berg ja keine Option, da kommt kein Besenwagen, also besser an das kalte Radler und die Pizza denken!
Nach gut 12 Stunden waren beide dann wieder am Startpunkt angekommen und der erste Weg führt sie in den nächsten Supermarkt zum ersehnten Radler. Damit war das Projekt plötzlich schon Geschichte, aber vielleicht macht es ja nur Platz für das nächste!
Sehr sehr geil
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